Mit Kindern in echter Vebindung

‚Sag, was Du siehst‘ – Das beste Tool, wenn wir ohne Vorurteile eine Situation verstehen wollen.

Louise wollte einen Baukasten haben. Von Fischer Technik. Ihr großer Bruder, 8 Jahre alt,  hat schon mehrere und baut begeistert Windräder mit Solarstromversorgung, Autos mit Akku, am besten was zum Tüfteln und Ausprobieren. 

Leider gibts keinen Baukasten für Kinder ab fünf, sondern dann nur für Kinder ab drei. Oder dann gleich ab 7. Louise wollte einen Kipper-Baukasten für Kinder ab 3. Sie ist 5 Jahre alt und schlau. Wir sind alle der Meinung, dass sie so ein Baukasten extrem unterfordert und die Teile nach kurzer Zeit unbeachtet in der Ecke liegen. Also haben wir versucht, ihr das auszureden und ja, ich gebe zu, ich habs auch versucht;-(. Je mehr wir redeten, umso mehr wollte sie diesen Baukasten haben. 

Sag was Du siehst, ein Beispiel

Also gut, dachte ich mir, es muss einen Grund geben, warum es unbedingt dieser Baukasten ab drei sein sollte und ich wollte ihn finden. Meine Methode: ‚Sag, was du siehst‘ von ‚Language of Listening®️‘.

Ich: „Louise, Du willst unbedingt diesen Baukasten haben.“ 

Louise:„Ja!“

Ich: „Und der ist ab drei! Da gibts wahrscheinlich nur wenig zusammenzubauen.“

Louise: „Ist mir egal, den will ich!“

Ich: „Du willst den unbedingt, auch wenn der total einfach für dich ist.“

Louise: „Ja!“

Ich: „Einfach ist gut, oder?“ Mir schwante etwas. „Einfach ist toll, denn dann kannst du sicher sein, dass du das schaffst.“

Louise: „Ja, genau!“

Ich: „Der Baukasten ab 7 ist vielleicht zu schwer für dich und dann bräuchtest du Hilfe. Du willst was bauen, ohne dass dir jemand helfen muss.“

Louise: „Ja. Ich will das allein schaffen, ohne Hilfe!“

Ich: „Ganz allein ohne Hilfe. Du willst zeigen, dass du das schon ganz allein schaffen kannst.“

Louise mit einem Seufzer: „Ja, Mama.“

Ein neues Verständnis

Jetzt endlich wusste ich, warum es dieser Baukasten sein sollte. Sie wollte sich beweisen, was sie schon kann. Klar, als kleine Schwester ist sie ständig damit konfrontiert, was sie alles noch nicht kann, ihr Bruder aber schon. Da kann so ein einfacher Baukasten sehr hiflreich fürs Selbstbewusstsein sein. 

Jetzt hatte ich verstanden. Nicht, indem ich ihr versuchte, den Baukasten auszureden, sondern indem ich neugierig wurde auf das Warum. Und natürlich gab es einen Grund. 

Wir haben den Baukasten tatsächlich nicht gekauft. Louise hat ihn wohl vergessen. Seit ich sie gesehen habe in ihrem Wunsch danach, sich zu beweisen, ist das Verlangen verschwunden. Wie so oft, wenn wir die Bedürfnisse unserer Kinder wirklich sehen. Dann brauchen sie uns nichts mehr beweisen, wir haben schon verstanden. 

Das ist die Kraft von ‚Sag, was du siehst‘. Von Präsenz und auf Augenhöhe mit dem Kind ergründen, worum es gerade wirklich geht. Es überrascht mich selbst immer noch. Vor allem, wie der Wunsch dann selbst verschwindet, weil er gesehen wurde. 

Wenn Wünsche gehört werden

Wir denken oft, wir können unser Kind nur glücklich machen, wenn wir ihm seine Wünsche erfüllen. Aber das stimmt so nicht. Welcher Wunsch, welches Bedürfnis steckt hinter dem Wunsch? Das ist oft die Frage. Wie auch bei uns Erwachsenen.

Hinter unseren Wünschen stecken andere Wünsche und Bedürfnisse. Wenn wir tiefer blicken, können wir besser entscheiden, ob es Sinn macht, einem Wunsch nachzugeben oder nicht. Oder ob es andere, bessere Wege gibt, unseren oder den Wunsch des Kindes zu erfüllen. 

Louise hat sich in letzter Zeit viele Herausforderungen gesucht, wo sie uns zeigen konnte, was sie schon kann. Seit Neuestem putzt sie das Waschbecken im Bad. Wir bestärken sie dann und staunen, was sie alles schon beherrscht. Es ist gerade sehr wichtig für ihr Selbstbewusstsein. Für ihr Selbstvertrauen. Denn Kinder, die auf ihre Fähigkeiten vertrauen, sind mutiger, trauen sich mehr zu und lernen dadurch wiederum mehr. Nicht, weil wir ihr gesagt haben, was sie alles noch lernen muss, sondern weil wir ihr zeigen, was sie alles schon kann. 

Und jetzt Du

Was nimmst Du mit, was hat Dich verwundert, worüber wüsstest Du gern mehr?
Oder hast Du selbst ein Beispiel und fragst Dich, wie Du in einer Situation reagieren solltest? Hinterlass hier gern einen Kommentar oder Deine Fragen, ich antworte.

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